Was haben so verschiedene Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Simone Weill, Willy Brandt oder Josef Ackermann gemeinsam. Sie alle folgten mit über 90 % ihrem Kairos und damit ihrem größten, im Moment aktuellen Kraft-Potenzial. Das ist eines der Ergebnisse, das vor kurzem 30 Wirtschafts- und Informatikstudenten der Hochschule Ulm in einer ersten quantitativen Studie zur Kairologie präsentierten. Sie hatten im Auftrag des Instituts für Kairologie und Xeller Training in Kooperation mit ponte e.V., der studentischen Unternehmensberatung an der Hochschule Neu-Ulm, etwa 650 Persönlichkeiten der Jahrgänge von 1871 bis 1975 auf ihren Kairos hin untersucht.
Mehrere Gruppen teilten sich Bereiche wie Wirtschaft, Finanz, Naturwissenschaft, Technik, Literatur, Kultur, Kunst und Religion auf. Nach einer entsprechenden Einführung und auf der Basis des jeweiligen Kairogramms prüften sie 17 Hypothesen auf ihre Gültigkeit hin. Gleichzeitig starteten Sie damit, eine kairologische Datenbank zu entwickeln, in der sich verschiedene Trends und Relationen abbilden lassen.
Eine erste Auswertung dieser historischen Probebohrung klang verheißungsvoll. Die Nähe zu den Kreativfeldern der Kairos-Lebensphasen ließ sich in hohem Maße nachweisen. Bedeutende Persönlichkeiten schöpfen in hohem Maß den zeitlichen Horizont der Kairos-Lebensphasen und den geistigen Horizont ihrer Generation aus.
Der praktische Nutzen, den die Methodik der Kairos-Analyse bringt, ist vor allem für die Wirtschaft enorm. Human Ressource ist ein kostbares Gut. Gute Noten, tolle Referenzen, die Momentaufnahmen von Assessmentcentern verhindern oft nicht, das Führungskräfte sich dann doch anders entwickeln als erwartet. Sie bringen nicht, was man von ihnen erwartet hat. Sie ziehen sich innerlich zurück oder verlassen vorzeitig das Unternehmen. Man wusste über alles Beschied – außer der Dynamik ihres Lebens. Wir wissen bisher zu wenig, wie sich die Dynamik von Menschen im Laufe ihres Lebens verändert. Lebenserfolg ist mehr als die Summe bestimmter äußerer Erfolge, hängt weniger von äußerer Überforderung ab als vielmehr davon, dass jemand der Energie seiner Kreativfelder gerecht wird.
Ein erster tastender Schritt in Richtung einer Art human historical genome ist getan. Ziel ist, eine der Wissenschaft allgemein zugängliche Datenbank bedeutsamer Persönlichkeiten aller Art zu entwickeln. Sie soll Schlüsse für aktuelle und zukünftige Wahrscheinlichkeiten zu ziehen erlauben. So vertraut wir längst mit der Astrophysik sind und wissen, dass das, was wir am Himmel sehen, der Dynamik bestimmter Kraftfelder gehorcht, so skeptisch begegnen wir der These, dass auch in der Menschheit bestimmte „Milchstraßen“ existieren, die jedem ihrer „Sterne“ und „Planeten“ ihren Platz zuweisen. Die Astrophysik hat die alte Astronomie nicht aufgehoben, sondern ergänzt und vertieft. In gleicher Weise ergänzt die historische Kairologie die Humanwissenschaften, indem sie hilft, die Dynamik zu verstehen, die sich hinter den mess- und deutbaren historischen Prozesses verbirgt.