Vor 80 Jahren erlebten Deutschland und die Welt unvorstellbares Leid. Am 4. Dezember wurde Heilbronn zerstört, am 17. Dezember Ulm – mittelalterliche Städte, ausgelöscht, Menschenleben vernichtet. Das unermessliche Leid dieser Zeit macht mich heute nachdenklich.
Oft vergleichen wir unser eigenes Leid mit dem der Vergangenheit und denken: „Uns geht es doch noch gut. Wir haben ein Dach über dem Kopf.“ Doch können wir Leid überhaupt vergleichen?
Ich glaube, nein. Jeder Mensch trägt sein eigenes Leid, individuell und einzigartig. Die Nachkriegsgeneration trug die Traumata ihrer Eltern und Großeltern – bis heute wirken diese nach. Gleichzeitig stehen wir heute vor neuen Herausforderungen: wirtschaftliche Unsicherheiten, persönliche Verluste und Ängste, die uns an unsere Grenzen bringen.
Leid verbindet uns, denn es zeigt, dass wir Menschen sind. Es erinnert uns daran, wie wichtig der Kontakt zu uns selbst und zu anderen ist. Wenn wir diesen Selbstkontakt verlieren, verlieren wir die Verbindung zu dem, was uns ausmacht.
Vielleicht ist es das Leid, das uns dazu bringt, wieder innezuhalten und uns zu besinnen. Doch es gibt auch einen anderen Weg: den der Einsicht. Sie ist der sanftere, schmerzfreiere Lehrer.
In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine friedvolle Adventszeit voller Besinnung, Einsicht und Menschlichkeit.
Lasst uns die Vielfalt des Lebens und die Verbindung im Leid erkennen – und gemeinsam Wege finden, die uns stärken.
Gerd Xeller