Wie die Blüten blühen. Und wie sie welken.
In diesem Jahr war das Rosenblühen besonders intensiv. Fast trotzig, fast übermenschlich schön.
Die Blüten öffneten sich, als wollten sie sagen: „Wir leben – trotz allem.“

Ob der Sommer drückend heiß oder verregnet war – die Rosen blühten.
Ein Sinnbild für die Lebenskraft, die uns allen innewohnt.
Tief, unerschöpflich, leise und doch mächtig.

Die Natur zeigt uns, was wir oft vergessen:
Dass das Leben nicht wartet.
Dass es jetzt stattfindet.
Und dass Schönheit und Vergänglichkeit zwei Seiten derselben Blüte sind.

Halbzeit im Jahr – Zeit der Besinnung

Am 21. Juni, zur Sommersonnenwende, erreicht das Licht seinen Höhepunkt.
Danach werden die Tage wieder kürzer.
Ein Wendepunkt im Jahreskreis – und vielleicht auch in unserem Inneren.

Ein halbes Jahr liegt hinter uns.
Voller Ereignisse, Turbulenzen, Wandlungen.
Vieles kam anders als gedacht.
Vieles war zu schnell, zu laut, zu viel.

Und doch:
„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.“

Hermann Hesse, Stufen

Dieses Zitat begleitet mich in meiner Arbeit mit dem Hermann-Hesse-Besinnungsweg Ulm.
Denn genau darum geht es dort:
Sich erinnern. Sich verlangsamen.
Dem eigenen Leben mit Staunen und Tiefe begegnen.
Und sich von Hesses Gedanken berühren lassen – mitten in der Stadt, inmitten des Alltags.

Der Besinnungsweg – eine Einladung zur inneren Reise

Seit über einem Jahr begleite ich Menschen auf dem Hermann-Hesse-Besinnungsweg in Ulm.
Es ist nicht nur ein touristischer Rundgang.
Es ist ein Einladung zur inneren Einkehr.
Neun Stationen – jede mit einem ausgewählten Zitat von Hesse –
öffnen Fenster in unsere eigene Biografie, in unser Denken, Fühlen und Hoffen.

Ich bin immer wieder berührt, wie sehr Hesses Worte heute noch treffen.
Wie sie Räume öffnen – nicht im Außen, sondern in uns selbst.

An einer Station steht:
„Man muss das Unmögliche versuchen, um das Mögliche zu erreichen.“
Ein Satz, der uns Mut macht – gerade in bewegten Zeiten wie diesen.

Der Weg führt vorbei an Orten des Gedenkens, der Geschichte, der Stille.
Aber vor allem führt er nach innen.
Dorthin, wo echte Veränderung beginnt.

Was der Sommer uns sagen will

Ich selbst bin ein Sommerkind.
Ich liebe die Wärme, das Licht, die Leichtigkeit.
Und doch weiß ich: Auch der Sommer geht vorbei.
Auch die Rose verblüht.

Aber das ist kein Grund zur Trauer.
Im Gegenteil: Es ist eine Einladung, den Moment zu lieben.
Nicht irgendwann, sondern jetzt.
Nicht perfekt, sondern echt.

Vielleicht ist das die wichtigste Botschaft dieser Zeit:
Lasst uns das Leben spüren. Lasst uns genießen. Lasst uns erinnern.
Und lasst uns verbunden bleiben – mit dem, was wesentlich ist.

Denn, wie Hesse schrieb:
„Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.“

In diesem Sinne wünsche ich dir einen gesegneten Sommer,
voller Tiefe, Licht, Freude – und echter Begegnung.

Mit herzlichem Gruß
Gerd Xeller
Begleiter auf dem Hermann-Hesse-Besinnungsweg Ulm
https://hermann-hesse-besinnungsweg.de