In den letzten Jahren haben psychische Erkrankungen in der Arbeitswelt erheblich zugenommen. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) stehen vor der Herausforderung, mit den Auswirkungen auf Mitarbeitende und betriebliche Abläufe umzugehen. Diese Handreichung bietet einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen, spezifische Krankheitsbilder und deren Auswirkungen auf die Kommunikation und das Betriebsklima.
1. Entwicklung der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen (2010–2024)
Die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen:
- 2010: Etwa 121 Fehltage je 100 Versicherte.
- 2023: 323 Fehltage je 100 Versicherte.
- 2024: 342 Fehltage je 100 Versicherte.
Dies entspricht einem Anstieg von über 180 % innerhalb von 14 Jahren. Besonders auffällig ist der Anstieg im ersten Halbjahr 2024, in dem ein Zuwachs von 14,3 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnet wurde.
2. Häufigste psychische Diagnosen und deren Auswirkungen
Die häufigsten psychischen Erkrankungen, die zu Arbeitsunfähigkeiten führen, sind:
- Depressionen: Verursachten 2024 etwa 183 Fehltage je 100 Beschäftigte. dak.de
- Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen: Zeigten einen Anstieg der Fehltage um 29 % im Vergleich zum Vorjahr.
- Burnout: Im ersten Halbjahr 2024 wurden 10 Fehltage je 100 Erwerbstätige registriert, ein Anstieg gegenüber 8 Tagen im Jahr 2019.
Diese Erkrankungen führen nicht nur zu erhöhten Fehlzeiten, sondern auch zu längeren Ausfallzeiten pro Krankheitsfall. Die durchschnittliche Dauer einer Krankschreibung aufgrund psychischer Erkrankungen liegt bei etwa 33 Tagen. welt.de
3. Kommunikationsherausforderungen im Umgang mit psychisch erkrankten Mitarbeitenden
Psychische Erkrankungen beeinflussen nicht nur die Leistungsfähigkeit, sondern auch die Kommunikation im Team:
- Verzerrte Wahrnehmung: Betroffene nehmen Situationen oft anders wahr, was zu Missverständnissen führen kann.
- Emotionale Reaktionen: Kritik oder Feedback kann als persönlicher Angriff empfunden werden, was Konflikte verstärken kann.
- Rückzug oder Aggression: Je nach Erkrankung können sich Mitarbeitende zurückziehen oder aggressiv reagieren, was das Betriebsklima belastet.
Für Führungskräfte und Kolleg:innen ist es daher wichtig, sensibel und empathisch zu kommunizieren und gegebenenfalls professionelle Unterstützung hinzuzuziehen.
4. Auswirkungen auf kleine und mittelständische Unternehmen (KMU)
KMU sind besonders von den Auswirkungen psychischer Erkrankungen betroffen:
- Begrenzte Ressourcen: Fehlende Vertretungsmöglichkeiten führen zu Überlastung anderer Mitarbeitender.
- Enges Betriebsklima: Konflikte wirken sich direkt auf das gesamte Team aus.
- Weniger Zugang zu Unterstützungsangeboten: Im Vergleich zu großen Unternehmen haben KMU oft weniger Zugang zu betrieblichen Gesundheitsprogrammen.
Diese Faktoren machen es für KMU besonders wichtig, präventive Maßnahmen zu ergreifen und eine offene Kommunikationskultur zu fördern.
5. Empfehlungen für den Umgang mit psychischen Erkrankungen im Betrieb
- Sensibilisierung: Schulungen für Führungskräfte und Mitarbeitende zum Thema psychische Gesundheit.
- Offene Kommunikation: Förderung eines Betriebsklimas, in dem über psychische Belastungen gesprochen werden kann.
- Externe Unterstützung: Kooperation mit externen Beratungsstellen oder Psycholog:innen.
- Betriebliches Gesundheitsmanagement: Implementierung von Programmen zur Förderung der psychischen Gesundheit.
Fazit
Psychische Erkrankungen stellen eine wachsende Herausforderung für die Arbeitswelt dar, insbesondere für KMU. Durch präventive Maßnahmen, offene Kommunikation und Sensibilisierung können Unternehmen jedoch aktiv zur Förderung der psychischen Gesundheit ihrer Mitarbeitenden beitragen und so langfristig ein gesundes und produktives Arbeitsumfeld schaffen.